„Digitaler Coach wird als Best Practice Projekt ausgezeichnet Kornelia Freitag (rechts), Prorektorin für Lehre und Studium der Ruhr-Universität, bei einem Expertenworkshop im Rahmen des Projekts und Martin Kröll (links), Leiter des EU-Projekts „Digitaler Coach“. © RUB, Marquard

 

Das Projekt zeigt, wie Unternehmen mit der Digitalisierung Schritt halten und sie für sich nutzen können.
Drei Jahre lang entwickelte ein internationales Konsortium unter Federführung des Instituts für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum Maßnahmen, die Unternehmen helfen, in Sachen Digitalisierung auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt „Digitaler Coach“ war dabei so erfolgreich, dass es nun als Best-Practice-Projekt ausgezeichnet wurde.

Digitaler Coach nimmt Mitarbeitende mit
Neue digitale Technologien, insbesondere Künstliche Intelligenz (KI), verlangen Anpassungen in der Unternehmenskultur, die Neugestaltung der Arbeitsprozesse und den Auf- und Ausbau von neuen Kompetenzen. „Im Projekt haben wir daher die Rolle des Digitalen Coaches entwickelt“, erklärt Projektleiter Prof. Dr. Martin Kröll. „Diese Person kommuniziert Veränderungen wirkungsvoll, bindet Mitarbeitende ein und hilft, Widerstände gegenüber neuen Technologien zu überwinden.“

Zielgruppen sind die Personen, die in Organisationen für Bildungsaufgaben verantwortlich sind, etwa Ausbildende, Personalentwickler*innen, Weiterbildner*innen. Aber auch Akteur*innen, die die digitale Transformation in den Unternehmen fördern, Mitarbeitende berufsbildender Schulen, außerbetrieblicher Ausbildungsstätten und Lern- und Forschungsfabriken von Hochschulen können vom Qualifizierungsprogramm des Digitalen Coaches profitieren. Digitale Coaches erwerben die notwendigen Kompetenzen in elf eigens entwickelten und evaluierten Selbstlernmodulen.

Empirische Studien
Ausgehend vom EU-Projekt wurden einige umfassende empirische Studien durchgeführt: In mehr als 15 kleinen und mittelständischen Unternehmen aus Bulgarien, Deutschland, Griechenland und Ungarn untersuchten die Forschenden das sogenannte ADAPTION-Reifegradmodell zur Bestimmung des Stands der digitalen Transformation in Organisationen. Die Implementierung von ADAPTION wurde wissenschaftlich begleitet und Feedback dazu gesammelt. „Wir haben gesehen, dass das ADAPTION-Modell auch Aspekte abfragt, inwiefern eine menschengerechte Arbeitsleistung im Zusammenhang mit technologischen Neuerungen wie KI gewährleistet werden kann“, berichtet Martin Kröll.

Eine weitere Studie widmete sich der Weiterentwicklung des Ansatzes der Lernfabrik. Ein Vergleich von verschiedenen Lernfabriken in der EU führte unter anderem zu Qualitätsstandards. „An dieser Stelle hat das EU-Projekt verdeutlicht, welchen Mehrwert die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf europäischer Ebene hat“, so Prof. Dr. Bernd Kuhlenkötter, Leiter von ZESS und der Lern- und Forschungsfabrik an der Ruhr-Universität Bochum. Darüber hinaus wurde die Etablierung des Aufgabengebiets des Digitalen Coaches untersucht. Ziel war es, Potenziale und Widerstände aufzudecken und zu analysieren. 38 Personen haben an der Befragung teilgenommen, die gezeigt hat, dass es realistisch ist, dass der Digitale Coach als Prozesspromotor in einer Organisation etabliert werden kann. „Dabei ist allerdings wichtig, dass Klarheit über das Dienstleistungsangebot des Digitalen Coaches herrscht und zudem die verantwortlichen Organisationsmitglieder eine aktuelle Krisensituation wahrnehmen“, so Kröll.

„Das EU-Projekt ‚Digitaler Coach‘ hat eine Vorbildfunktion für die internationale Zusammenarbeit, da ganz im Sinne unseres Leitbildes durch die Methode des Forschenden Lernens Forschung und Lehre auf europäischer Ebene miteinander eng verknüpft werden“, so Prof. Dr. Kornelia Freitag, Prorektorin für Lehre und Studium an der Ruhr-Universität Bochum.

Die Wirkung des EU-Projekts wird unter anderem daran deutlich, dass an den Hochschulen der Projektpartner ein Qualifizierungsprogramm für den Digitalen Coach etabliert wird und dass die beteiligten Industrie- und Handelskammern aus den europäischen Ländern die Dienstleistung des Digitalen Coach anbieten.

Kooperationspartner
An dem Projekt beteiligt waren Partner aus Ungarn (wie der Industrie- und Handelskammer aus Pécs und I4.0 Technologie Zentrum an der Universität Budapest für Technologie und Wirtschaft), Griechenland (Technisches Institut der Industrie- und Handelskammer in Heraklion, Labor für Fertigungssysteme und Automatisierung an der Universität von Patras und eniochos.Consulting in Heraklion), Bulgarien (Industrie- und Handelskammer Gabrovo) sowie aus Deutschland (Lern- und Forschungsfabrik der Ruhr-Universität Bochum). Die Projektleitung hatte das Institut für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum inne.

Pressekontakt
Prof. Dr. Martin Kröll
Institut für Arbeitswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum